Die Stühle der Freiburger Ludwigskirche sind umgedreht. Man blickt beim „Te Deum“-Konzert auf die Orgel und den Freiburger Kammerchor, der sich auf der Empore anspruchsvoller, selten aufgeführter, geistlicher Chormusik widmet.
So viel Mut in der Programmierung gibt es selten in Freiburgs Chorszene. Philip Glass’ „Three Songs“ sind noch die eingängigsten Lobgesänge. Mit großer Präzision und guter Balance widmet sich der Freiburger Kammerchor dieser reizvollen Minimal Music. Im dritten Satz „Pierre de soleil“ wird chorisch geatmet, um den durchlaufenden Puls nicht zu gefährden.
Der schwebende, ein- bis dreistimmige Chorsatz von Francis Poulencs „Litanies à la Vierge Noire“ wird von den Frauen des Freiburger Kammerchors innig gestaltet. Andreas Willberg sorgt an der Orgel für eine farbenreiche, dissonante Harmonik. Im ausgefeilten Programm ist die Orgel auch Bindeglied zwischen den Chorsätzen – wie im von der Intimität bis zur großen Ansprache gesteigerten „Cortège e Litanie“ von Marcel Dupré oder den eigenwilligen Sätzen „Finale – The Offering“ und „Nocturne“ aus dem „Organbook III“ von William Albright, die Willberg ganz plastisch werden lässt.
Das Prager Te Deum von Petr Eben lebt vom Wechsel zwischen Orgel und Chor. Dirigent Lukas Grimm, selbst Organist, verbindet beide zu einem großen Ganzen. Der knapp 40-köpfige Freiburger Kammerchor überzeugt mit warmer Tongebung, klaren Phrasierungen und guter Intonation. Nur in den frei liegenden, eisigen Sopranhöhen sind Qualitätseinbußen zu hören. Mit dem Psalm 90 von Charles Ives für gemischten Chor, Orgel und Glocken (1923) erreicht das besondere Konzert seinen Schlusspunkt. Die liegenden Basstöne der Orgel sind das Fundament, auf dem Lukas Grimm seinen Kammerchor zu einem intensiv leuchtenden Klangkörper aufbaut.