Jingle Bells gegen den Strich gebürstet

veröffentlicht in gedruckter Form

am Mo, 06. Mai 2024

Von Elke Kamprad

 Weihnachtslieder mal ganz anders / Freiburger Kammerchor sorgte in Riegel mit „Christmas Jazz“ für ein besonderes Musikereignis.

Vorweihnachtliche Jazzklänge auf hohem Niveau waren beim Konzert des Freiburger Kammerchores unter der Leitung von Lukas Grimm in Riegel zu hören. Foto: Christiane Franz

RIEGEL. Voll besetzt war die Kirche St. Martin am frühen Sonntagabend beim Konzert „Christmas Jazz“ des Freiburger Kammerchores unter der Leitung von Lukas Grimm. Mit dem Duo Mössinger-Lähns kamen zwei international auftretende Jazz-Musiker nach Riegel. Moderner Jazz, neu interpretierte Weihnachtslieder und eine Jazz-Messe prägten das vorweihnachtliche Programm.

Johannes Mössinger ist renommierter Jazzpianist sowie Komponist, der gebürtige Schweizer Thomas Lähns diplomierter Kontrabassist. Beide arbeiteten mit vielen Größen des Jazz zusammen. Seit 2013 leitet Lukas Grimm den Freiburger Kammerchor, der im nächsten Jahr 50. Bestehen feiert. Grimm hatte die Gesamtleitung des Konzerts inne. Das feierliche „Veni, veni Emmanuel“ eröffnete eindrucksvoll das Konzert. Denn der Chor begann nach dem instrumentalen Vorspiel in der Vorhalle zu singen und zog dann in den Kirchenraum ein, was für einen besonderen Raumklang sorgte. Nahtlos ging es danach in das swingende „Christmas is Coming“ von Joel Raney über.

Das stimmungsvolle „Christmas time is here“ von Vince Gueraldi ist im englischsprachigen Raum ein bekannter Song, der für „A Charlie Brown Christmas“ geschrieben wurde. Ihm folgte das temporeiche „Run, shepherds“. Die Weihnachtslieder in stark verfremdetem Gewand schufen eine ganz eigene Form der Besinnlichkeit. So beispielsweise bei Jay Rouses „Three jazzy bell carols“, bei dem „Jingle Bells“ als langsam getragenes Weihnachtslied regelrecht gegen den Strich gebürstet wurde. Oder bei „Carol of the bells“, bei dem die Sänger mit ihren Stimmen ein beeindruckendes Glockengeläut hervorbrachten.

Dreimal waren Solostücke des Duos Mössinger-Lähns zu hören, die Johannes Mössinger komponierte. Perlende Läufe am Klavier, eindringliche Bassklänge, steigernde Dramatik und immer wieder brechende Melodiefolgen forderten die konzentrierten Zuhörer. Das komplexe „Quirilunga“ und die lebhafte „Suite 4-2-5“ riefen spontanen Applaus hervor. Mit „Nimue“ wurde erstmals ein Komposition Mössingers mit Chorbegleitung aufgeführt. Im Wechsel ergänzten die anschwellenden und verklingenden Stimmen sanft das lebhafte Spiel der Musiker oder vereinten sich zu einem ausdrucksstarken Ganzen.

Das anspruchsvolle Konzert endete mit einer Komposition von Lukas Grimm. Die Jazz-Messe „Die Nacht ist schon im Schwinden“ habe bewusst deutsche Adventslieder in ihrer Vielschichtigkeit integriert, war im ausführlichen Programmheft zu lesen. So verband sich im „Kyrie“ der Begrüßungsruf mit Strophen von „Macht hoch die Tür“. In zweiten Teil stellte Grimm das Lied „Gott, heiliger Schöpfer“ dem Glaubensbekenntnis gegenüber.

Die Anfangsmelodie von „Es ist ein Ros entsprungen“ war im Intermezzo „Sanctus et Benedictus“ auszumachen. Im vierten und letzten Teil der Messe antworteten den Strophen des Liedes „Die Nacht ist vorgedrungen“ in gelungener Verschmelzung die lateinischen Zeilen des „Agnus Dei“.

Am Ende des knapp zweistündigen Konzerts bedankte sich das Publikum mit großem Applaus und Jubelrufen bei den Mitwirkenden.