Adventskonzert 2012

veröffentlicht in gedruckter Form

am Mi, 18. Dezember 2019

Von Alexander Dick

 

 Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung. 
von: Johannes Adam
04. Dezember 2012
Wolfgang Schäfer dirigierte den Freiburger Kammerchor

Wolfgang Schäfer und der Freiburger Kammerchor.

Auch so kann man heute auf Weihnachten zugehen: stress- und kitschfrei und – vor allem das – in wacher Erwartung und stiller Vorfreude. Ziemlich genau dieser Versuchsanordnung entsprach jetzt das Adventskonzert des Freiburger Kammerchors mit kundig gewählten A-cappella-Beiträgen. Nach Morten Schuldt-Jensens Demission konnte der interimistische Leiter Wolfgang Schäfer in der beträchtlich gefüllten, akustisch günstigen Maria-Magdalena-Kirche im Stadtteil Rieselfeld schön vorführen, was er in kurzer Zeit aus dem Chor gemacht hat: enorm viel.

Sogar eine zwölfstimmige Bearbeitung von „Es ist ein Ros entsprungen“ des 1954 geborenen Schweden Jan Sandström ist da kein Himmelfahrtskommando. Ein achtköpfiger Favoritchor, der auf der Orgelempore platziert war, sang den gleichsam etwas gedehnten klassischen Satz, wie man ihn von Michael Praetorius im Ohr hat. Dazu liefert der Restchor summend den federleichten Background. Das Resultat ist eine vollends berührende Mischung. Überhaupt war es die klug und mit viel Geschmack zusammengestellte stilistisch breite Mixtur, die bei dem feinen, kompakten 70-Minuten-Programm besonders gefiel. Da hatte ein schlichter Liedsatz ebenso Raum wie eine fünfstimmige Kostprobe von William Byrd, die von der altklassischen Vokalpolyphonie keine Lichtjahre entfernt ist. Oder jene reizvolle Motette „Das Volk, das im Finstern wandelt“ des Beinahe-Thomaskantors Albert Becker, die ein Stück weit Advent und Weihnachten verbindet: Nach einem fugierten Beginn intoniert der Sopran Luthers „Vom Himmel hoch“ wie einen Cantus firmus, ehe ein homophoner Choralsatz nachgeschoben wird.

Die Tongirlanden der Blockflöte

Sehr werkdienlich, genau und uneitel arbeitet Schäfer mit dem Chor. Die Textverständlichkeit gerade auch bei einem so sprachintensiven Komponisten wie Heinrich Schütz („Also hat Gott die Welt geliebt“) ist erfreulich gut. Auch der gestalterische Feinschliff greift, wenn in einem Finalklang etwa mal die Terz betont wird. Oder in Max Regers „Das Wort ward Fleisch“ die fast das Reich des Mystischen tangierende Reduktion der Dynamik bei „voller Gnad und Wahrheit“. Schäfer lässt die Musik für sich selber sprechen. Der Kammerchor klingt frisch, strahlt, zeigt immer wieder Farben. Besonders seine Leichtigkeit sollte er sich bewahren.

Bereichert wurden die Vokalwerke durch nicht alltägliche Intermezzi der Freiburger Blockflötenprofessorin Agnes Dorwarth. Die Flöte passt zum Christfest. Von der Empore herunter war’s ein virtuoses, nimmermüdes Tirilieren. Tongirlanden, die ohne Lebenslust kaum denkbar sind. Jacob van Eycks Variationen über „d’Lof-zangh Marie“ weisen, so könnte man meinen, aufs Thema von Bachs Orgelpartita „O Gott, du frommer Gott“ voraus. Telemanns Fantasie Nr. 3 in d-Moll erklang mit Verzierungsnoblesse und fast kreisendem Atem. Das exquisite vorweihnachtliche Projekt des Kammerchors unterm Motto „In Dulci Jubilo“ sollte man gehört haben.
– Das Programm wird heute um 19.30 Uhr in der Evangelischen Kirche Ihringen wiederholt.