Freudvoll und Leidvoll
Freiburger Kammerchor und Elztal-Sinfonietta in Freiburg.
„Freiheit und Privilegien, Privilegien und Freiheit!“ schallt es durch die Maria-Magdalena-Kirche im Freiburger Rieselfeld. Einsatz: Die Egmont-Ouvertüre von Beethoven. Eindringlich beginnt das Konzert des Freiburger Kammerchors und der Elztal-Sinfonietta unter Leitung von Lukas Grimm. Ein Dialog sollte es werden. So schieben sich zwischen Teile der Egmont-Schauspielmusik die Sätze der Beethoven’schen Messe in C-Dur op.86. Um Bezüge ging’s; und die stellen sich auch ein. Rezitator Reinhard Danner leitet zwischen den Werken mit Textstellen aus Goethes „Egmont“ und deutschen Übersetzungen des Messetexts über.
Auch wenn die Stellen manchmal etwas lang sind: Stimmungsbilder entstehen, die die Musik eindrücklich füllen kann. Lukas Grimm spornt die Musiker mit seinem unaufgeregten Dirigat zu Höchstleistungen an. Nach der farblich exzellenten Egmont-Ouvertüre, die an mancher Stelle nur etwas unausgewogen daherkommt, ist es zunächst das Kyrie aus der Messe, das begeistert: Dynamisch vorzüglich, unheimlich aufbrausend steigen die Phrasen im Chor auf. Im Gloria überzeugen die charakterlichen Wechsel.
Bei Clärchens Tod zutiefst trauernd
Von ganz anderem Typ sind die Egmont-Lieder. „Die Trommel gerühret“ gestalten Orchester und Sopranistin Catherina Witting mit ihrem variantenreichen Timbre schlagkräftig; „Freudvoll und Leidvoll“ kommt dem Titel entsprechend daher. Textausdeutend wird’s ebenso fürs Credo: Hier harmonieren die in den Messeteilen mitgestaltenden Solisten Witting, Lena Sutor-Wernich (warmer Alt), Jürgen Ochs (klarer Tenor) und Clemens Morgenthaler (weicher Bass) prächtig, werfen dramatische Einschübe gelungen
ein. Höhepunkte sind die Schlusspartien. Zuerst die „Musik Clärchens Tod bezeichnend“. Größtmögliches Kompliment: Die Musik bezeichnet tatsächlich, zutiefst trauernd interpretiert die Elztal-Sinfonietta. Das Agnus Dei erklingt opulent, aufgewühlt und doch über allem erhaben – mit energiegeladenen Crescendi von Chor, Solisten und Orchester. Den großen Applaus gab’s zurecht: Die Musiker gestalteten den Abend so kurzweilig wie nur möglich.