Mi, 18. Dezember 2013
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Reiner Kobe
KRITIK IN KÜRZE
Christmas Jazz: Mössinger & der Freiburger Kammerchor
Mit einem spitzen „Veni, Veni Emmanuel“ betritt der Freiburger Kammerchor gemäßigten Schrittes die Freiburg-Rieselfelder Maria-Magdalena-Kirche. „Christmas is coming“ lautet die Botschaft eines einzigartigen Weihnachtskonzerts, das der Chor, mit stets wendigem Körpereinsatz vom jungen Lucas Grimm geleitet, im voll besetzten Betonbau zum Besten gab. „A Cappella und Instrumentals“ lautete das Motto – Johannes Mössinger und Andreas Buchholz standen für letztere. Die beiden Jazzmusiker begleiteten einerseits, andererseits entführten sie in Zwischenspielen die Zuhörer in die Welt des Swing. Wie gut sich dieser mit den im 19. Jahrhundert komponierten sakralen Liedern verbinden lässt, machten der Pianist und der Bassist sinnlich erfahrbar. Im Wechselspiel zwischen „Kyrie“ und „Agnus Dei“ entwickelten sich mitunter recht gewagte, wilde Improvisationen, die sich bei Mössingers „Joanna’s Dance“ in einen wahren Spielrausch steigerten. Prägnant am Bass dann Buchholz, ehe der Chor, sichtlich inspiriert, wieder anhob. Beschwingt, fast heiter kamen „The Oxen“ von Jonathan Rathbone oder Bob Chilcotts „A Little Jazz Mass“ daher. Gleiches gilt für Grimms Bearbeitungen des Kirchenlieds „Es kommt ein Schiff“ und seine „Fantasia on ‚O Heiland reiß‘“, die ohne Pathos, aber mit viel Präzision dargeboten wurden. Allzeit fängt der bis zu 40 Frauen und Männern bestehende Kammerchor die Stimmung der Adventszeit auf eigene Weise ein. Es gelingt ihm unter Grimms Ägide wohltuend, dem Pathos gängiger Weihnachtskonzerte zu entkommen. Mit „Christmas Jazz“ war alles anders. Lang anhaltender Applaus, Blumen und „Gloria in Excelsis“ als Zugabe.