Meditation, Jubelgesänge und Glöckchenstil
Freiburger Kammerchor singt unter der Leitung von Lukas Grimm in der St. Martinskirche in Bad Bergzabern
- Autor:in
- hima
- Quelle
- veröffentlicht in gedruckter Form
- in: Die Rheinlandpfalz
- am: 30.09.2015
Der renommierte Freiburger Kammerchor unter der Leitung von Lukas Grimm begeisterte am Samstag mit seinem exzellenten Konzert in der katholischen St. Martinskirche in Bad Bergzabern. Die anspruchsvolle Chormusik mit Werken von Robert Schumann, Arvo Pärt und Felix Mendelssohn Bartholdy gestalteten die Organistin Lydia Schimmer und die Mezzosopranistin Annina Merz mit.
Mit dem Kyrie und Gloria aus Schumanns „Missa Sacra op. 147“ machte Grimm den Konzertauftakt mit seinem Ensemble, das im lichtdurchfluteten Altarraum wirksam positioniert war und gleich mit hoher Klangqualität beeindruckte. War es beim Kyrie noch der innige Bittgesang, der anrührte, so nahm beim Lobgesang die Dynamik des 44-köpfigen Chors gefangen. Besonders im Gloria traten die für Schumann typischen rhythmischen Verschiebungen durch zentrale Orgelbegleitung hervor, die Organistin Lydia Schimmer virtuos darbot. Die Orgelfassung hatte der Komponist, der selbst kein Kirchgänger war, 1853 erstellt, zuvor gab es die Missa Sacra für Solostimmen, Chor und Orchester. Schumann, der von 1850 bis 1853 städtischer Musikdirektor in Düsseldorf war, deutete die Inhalte liturgischer Texte gegen den bestehenden Ritus um. Im Offertorium, das die Gottesmutter rühmt, glänzte die Mezzosopranistin Annina Merz. Im Sanctus schließlich, dem längsten Satz der Messe, wo der Messtext zugunsten „eines größeren Ganzen“ regelrecht durcheinander gewürfelt wird, lauschten die Besucher gespannt der jubelnden Amen-Fuge. Im Agnus Dei gelang dem Chor ein poetisches, fast meditatives Ausrufezeichen, eine klangliche Abrundung der Missa Sacra. Lukas Grimm, seit 2013 künstlerischer Leiter des Freiburger Kammerchors und vom Deutschen Musikrat geförderter, mehrfacher Preisträger, führte den Chor souverän durch den Abend. Gegründet wurde der Laienchor, der die bekannten Musiktage St. Peter ausrichtet und international erfolgreich konzertiert, 1967 von Klaus Hövelmann, Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Freiburger Musikhochschule. Ihm folgte von 2008 bis 2012 als Dirigent Morten Schuldt-Jensen, in gleicher Hochschulfunktion wie sein Vorgänger. Unter Grimms Leitung wendet sich der Kammerchor mit Aufführungen großer sinfonischer Chorwerke verstärkt auch außergewöhnlicher europäischer A-capella-Literatur zu. Das Kirchenkonzert war auch mit kontrastierenden Werken des jüngst 80 Jahre alt gewordenen estnischen Komponisten Arvo Pärt durchwoben. Hier beeindruckte die suggestive Psalmvertonung „An den Wassern zu Babel“, die ohne ein einziges Wort auskommt. Und eine komplexe Konstruktion mit anrührendem Klang ist, die zwischen der „Ewigkeit“ glockenähnlicher Dreiklänge und flüchtig-vergänglichen Melodielinien changiert. Glöckchenstil heißt nicht umsonst die von Pärt bevorzugte Kompositionsweise. „The Beatitudes“ (die Seligpreisungen) sind Stimmen durch strenge Regeln mit-einander verknüpft. Sie führen zu Spiegelungen, in denen Tenor und Bass in konträre Richtung von Sopran und Alt gehen. Der dritte Pärt-Beitrag, das von Lydia Schimmer makellos dargebotene Orgelsolo „Mein Weg hat Gipfel und Wellentäler“, war ganz Sinnbild der Vergänglichkeit. Finale des Konzerts waren „Drei geistliche Lieder“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit „Lass, o Herr, mich Hilfe finden“, dem „Choral“ und „Herr, wir trau’n auf deine Güte“, begeisterte die talentierte junge Mezzosopranistin Nina Merz mit ihrem großem Stimmglanz im Wechsel mit der kraftvoll-imposanten Chordynamik und dem exzellenten Orgelspiel der prämierten Organistin. Frenetischer, lang anhaltender Beifall für alle Mitwirkenden.