Der Freiburger Kammerchor und die Kilian Heitzler Big Band gemeinsam in der Pauluskirche.
Christmas Jazz: Freiburger Kammerchor und Kilian Heitzler Big BandFoto: Georg Voß
EMMENDINGEN. Ein ganz großes Konzert gab es am zweiten Adventssonntag in der Pauluskirche Bürkle-Bleiche. Vor mehr als 250 äußerst begeisterten Zuschauer traten die Kilian Heitzler Big Band unter der Leitung von Kilian Heitzler und der Freiburger Kammerchor unter der Leitung von Lukas Grimm zu einem gemeinsamen Konzert auf und luden die Besucher zum eher für die Adventszeit ungewöhnlichen, aber swingenden „Christmas Jazz“ ein, der es auch in sich hatte. Ergänzt wurde der Freiburger Kammerchor durch zwei renommierte und stimmgewaltige Sänger und zwar durch den Bariton Robert Reichinek und die Sopranistin Hanna Roos, die beide das I-Tüfpelchen auf das gelungene und mitreißende Konzert waren.
Die 1986 in Freiburg gegründete Kilian Heitzler Band präsentiert nicht nur den klassischen Big Band Sound und das vom Feinsten, sondern überschreitet auch diese Grenzen. Gleich beim Auftakt des „Christmas Jazz“ zeigen sie, welch qualitative und eindrucksvolle Musikalität die einzelnen Musiker dieser Bigband haben. Mit Quincy Jones‘ „Grace“ setzten schon gleich eine musikalische Duftmarke. Als Kontrapunkt dazu stimmte der Freiburger Kammerchor mit den dreisätzigen „Trois Noëlettes auf die vorweihnachtliche Zeit an. Dieses Stück stammt selbst aus der Feder des Dirigenten Lukas Grimm, der Kirchenmusik und Orgelimprovisation studierte und auch zahlreiche Preise im In- und Ausland gewann. Im ersten a cappella gesungen Satz wird in „Noël nouvellet“ die Geburt Christi und die immer wiederkehrende und neue Weihnacht gleich mehrstimmig besungen, unterlegt mit zahlreichen Vokalisen. Diese Vokalisen werden im zweiten Satz durch den harmonischen Wechselgesang von weiblichen und männlichen Stimmen noch vertieft, bevor alle Stimmen sich zum Refrain vereinigen. Während der zweite Satz Marias Geburt preist, geht der dritte Satz „Joseph est bien marié“ auf Joseph ein, der gut verheiratet ist.
Doch der Höhepunkt des Konzerts ist eindeutig das mehr als halbstündige „A Christmas Cantata“ von Nils Lindberg. Der 1933 in Uppsala geborene schwedische Jazzkomponist, Pianist und Arrangeur Nils Lindberg schrieb diese gewaltige Weihnachtskantate für Jazzorchester, Chor und Solisten.
Doch es bleibt nicht nur bei dieser Verschmelzung von Jazz mit Chorgesang und den beiden hervorragenden Solisten. Nils Lindberg überschreitet auch Grenzen und integriert in seiner Komposition nicht nur biblische Texte, sondern auch traditionelle Weihnachtslieder wie „Ding Dong! Merrily in high“ nach einer französischen Melodie“, „Gläd Dig Du Kristi brud“ (Freu Dich, Du Braut Christi), einem traditionellen Weihnachtslied aus dem schwedischen Mora, „God rest you merry, gentlemen“, einem englischen Choral oder das schnelle „Deck the hall“, einem traditionellen Choral aus Wales.
Und die Big Band, der Chor und die Vokalisten interpretieren dieses Werk großartig. Hier ist alles drin, was zur Verschmelzung von Weihnachten und Jazz dazugehört. Groovender und swingender Rhythmus, gespickt mit zahlreichen Soli von Saxophon, Posaune, Klavier und Schlagzeug. Dazu der stimmgewaltige Chor, der auch in den eher tragenden Passagen überzeugt. Wenn nur Sopranstimmen der Frauen zu hören sind, so klingen sie auch synchron wie aus einem Guss. Dazu der fulminante Gesang der beiden Solisten Robert Reichinek und Hanna Roos, die auch bei einzelnen Vokalisen auch stimmlich überzeugt. Ein Höhepunkt unter vielen ist sicherlich der dynamische und schwungvolle „Sussex Choral“ und „Deck the hall“. Zum Abschluss gibt es noch zum großen Finale den traditionellen Choral aus England „Merry Christmas“ und dieser natürlich im jazzigen Gewand. Langanhaltenden und verdienten Beifall gab es schließlich für alle Akteure auf der Bühne, so dass mit „Deck the hall“ und dem A Cappella-Stück „Joseph est bien marié“ noch zwei Zugaben folgten.