Konzert des Freiburger Kammerchors in St. Stephan
Badische Neueste Nachrichten (Karlsruhe) 10.10.2016
Als stimmungsvoller Kontrast zu Trubel und Kommerz des Karlsruher Stadtfestes durfte das aparte Konzert des Freiburger Kammerchores in der – leider nur mäßig besuchten – Kirche St. Stephan gelten. Mit spätromantischen Chorwerken sowie Beiträgen aus der Neuen Musik sowie früher Musik aus Mittelalter und Renaissance boten der Chor unter der Leitung des jungen, unter anderem in Karlsruhe ausgebildeten Dirigenten Lukas Grimm sowie die Gastmusiker Anne-Suse Enßle (Blockflöten) und Philipp Lamprecht (Schlagwerk) einen Reigen geheimnisvoller und anrührender Stimmungen, war das Konzert doch mit „Nocturne“(soviel wie Nachtstück bedeutend) betitelt.
Eröffnet wurde der Abend mit einer Uraufführung eines „Introitus“des 1979 geborenen, nordhessischen Komponisten Sven Hinz. Schwebend-leichter Chorgesang mit sanften Glocken- und anderen Schlagzeugtönen sorgten für einen titelgemäßen Einstieg ins Konzert. Die typischen, warmgetönten Phrasen Brahmsscher Chorwerke erklangen im Anschluss. Der Chor agierte hier und auch den weiteren Abend über transparent und, soweit im halligen Kirchenraum möglich, gut verständlich, die einzelnen Stimmlagen waren gut herauszuhören; der Text wurde mit den passenden musikalischen Mitteln stimmig ausgedeutet. Zwischen den Chorbeiträgen musizierten jeweils Anne-Suse Enßle und Philipp Lamprecht instrumental.
Neben Tänzen und Stücken aus Manuskriptbüchern des Spätmittelalters besorgten die Musiker auch die Uraufführung der „Aschelieder“von Frank Zabel (geboren 1968 in Nordrhein-Westfalen) sowie des Werkes „Wenn es Winter ist“des Südtirolers Herbert Grassl (geboren 1948). Der fantastisch-bildreiche Text Hölderlins erfuhr schöne Überlagerungen mit der Blockflöte, die instrumentalen Zwischenspiele dagegen wollten nicht so recht dazu passen. Deren am Zuhörer vorbeiziehende Beliebigkeit, bei der man sich versucht fühlte, abzuschalten anstatt zuzuhören, traf leider auch auf „Jeux II“(Spiele) des Österreichers Marco Döttlinger (geboren 1984) zu. Demgegenüber gefiel der Chor mit drei harmonisch interessanten, sich klanglich schön entfaltenden Liedern des Reger-Zeitgenossen Hans Kössler, zwei tröstlich und anrührenden, in historisierendem Stil gehaltenen Liedern Sigfrid Karg-Elerts, kontrastiert mit einem klangfarbenreichen Satz Claudio Monteverdis sowie dem gregorianischen Hymnus „Ave maris stella“. Das kleine Publikum applaudierte am Ende umso herzlicher. -hd.