Swing prägte die Weihnachtslieder des Freiburger Kammerchors in der Paulusgemeinde Emmendingen. Die Jazz-Profis Johannes Mössinger und Jürgen Hagenlocher setzten an Piano und Tenorsaxophon musikalische Akzente.
Der Andrang zum Konzert war enorm. Noch bis kurz vor Beginn wurden Stühle herbeigeschafft und weitere Zuschauerreihen aufgebaut, bis der Saal der Paulusgemeinde voll besetzt war. Weihnachten in ruhigen, skandinavischen Bildern war das Thema des ersten Liedes „Lugnet före julen“, mit dem der Kammerchor unter der Leitung von Lukas Grimm ganz leise und bedächtig einsetzte. Doch dann kam der Jazz mit ins Spiel. Schon mit den ersten Klängen des Medleys „Swing into Christmas“ erinnerten die Musiker Johannes Mössinger am Piano und Jürgen Hagenlocher am Tenorsaxophon an die großen Jazz-Zeiten. Das Medley setzte in Anlehnung an „In the Mood“ mit „Gettin‘ the Mood for Christmas“ ein, führte schwungvoll-fröhlich mit „Silver Bells“ fort und klang mit „I’ll be home for Christmas“ aus.
Der Freiburger Kammerchor zeichnete sich mit einer präzisen Stimmführung, abwechslungsreich raffinierten Arrangements und einer überzeugenden Qualität aus, die besonders in den leise-bedächtigen Passagen zum Tragen kam. Einige der Arrangements stammten von Lukas Grimm selbst, wie etwa bei „Es kommt ein Schiff…“, das inzwischen ein Weihnachtsklassiker des Chores ist. Als Bossa-Nova-Version bot das bekannte Adventslied eine Variante, die mit instrumentalen Soli umrahmt wurde und auf diese Weise eine ganz eigene Intimität schuf. Das als kleiner Ersatz für das 2020 ausgefallene Konzert im Video veröffentlichte Lied „Have Yourself a Merry Little Christmas“ war erstmals live gesungen zu hören.
Zwischen den in drei Teilen präsentierten Chorauftritten sorgten die beiden Jazzmusiker an ihren Instrumenten mit Kompositionen von Johannes Mössinger für intensive Momente. „Tequila and Salt“ hieß etwa eine Komposition, die die Zuhörer gleich zu Beginn mit ihrem treibenden Rhythmus gefangen nahm und bei der Jürgen Hagenlocher mit dem Tenorsaxophon in spannenden Dialog trat.
Johannes Mössinger zählt zu den kreativsten Jazzmusikern Deutschlands und arbeitet mit vielen New Yorker Künstlern zusammen. Auf eine 30-jährige Karriere kann Jürgen Hagenlocher zurückblicken, der auf international renommierten Jazzfestivals wie Montreux, Bern oder St. Moritz aufgetreten ist. Die musikalische Leitung des Konzerts lag bei Lukas Grimm, der seit 2013 den Freiburger Kammerchor leitet. Der vielfach ausgezeichnete Dirigent, Komponist und Kirchenmusiker machte auch durch seine Orgelimprovisationen, beispielsweise in Finals großer Wettbewerbe, auf sich aufmerksam. Er konzertierte unter anderem mit den Stuttgarter Philharmonikern oder der Philharmonie Baden-Baden.
Den Schlusspunkt des Programms am zweiten Adventssonntag setzte die Magnificat-Vertonung „Meine Seele preist die Größe des Herren“ von Lukas Grimm, die durch ihre innovative Melodieführung moderne Akzente bot und am Ende für ein Raunen aus den Reihen des Publikums sorgte. Die Zuhörer belohnten das etwas andere Weihnachtskonzert mit starkem langanhaltendem Applaus, bevor es mit einem fröhlichen „We wish You the Merriest“ hinaus in die dunkle und kalte Nacht ging.