Osterkreis April 2015 Riegel

Mo, 27. April 2015

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.

von: Christel Hülter-Hassler

Hochkarätiger Musikgenuss und spirituelle Erfahrung

Lukas Grimm begeistert mit dem Freiburger Kammerchor und der Elztal Sinfonietta beim Musikforum Kaiserstuhl.

RIEGEL. Es war eine zutiefst berührende, musikalische und spirituelle Erfahrung, die das Musikforum Kaiserstuhl am Freitagabend den Besuchern der Riegeler St. Martinskirche ermöglichte. Der erst 29-jährige, in Riegel lebende Lukas Grimm glänzte als künstlerischer Leiter des renommierten Freiburger Kammerchors und des Orchesters der Elztal Sinfonietta mit der Aufführung des „Osterfestkreises“. Dass den heimischen Musikfreunden dieses überragende Konzerterlebnis vor dessen
Aufführung in Freiburg zuteil wurde, erhöhte für viele zusätzlich den Genuss.

Als „überirdisch schön“ wird seine Musik beschrieben, die vom schwedischen Bischof Nathan Söderblom 1929 sogar als „fünftes Evangelium“ bezeichnet wurde: Johann Sebastian Bach, aus dessen Kompositionen Lukas Grimm das Gerüst für einen in Musik gefassten „Osterfestkreis“ vom Palmsonntag bis zum Pfingstfest formte. Das Palmsonntagsevangelium nach Matthäus lag dem Text von Bachs Kantate „Himmelskönig sei willkommen“ zugrunde, die den triumphalen Einzug von Jesus in Jerusalem
thematisiert. Von der ersten Minute an zog der Gesang des Chors seine Zuhörer hinein in die Geschichte, deren Vertonung als ein Einzug Jesu in die Herzen der Gläubigen spürbar wurde. Im ersten Teil war jubelnde Freude, in der instrumentalen Entsprechung als gravitätischer Rhythmus, spürbar. Die Sätze, in denen die Gemeinschaft der Christen angesprochen wird, waren als vielstimmiger Chor angelegt. Die Innigkeit der Bilder schälten die heraus ragenden Soloparts von Lotte Kortenhaus, Hanna Roos, Matthias Deger und
Clemens Morgenthaler als Ansprache des Individuums heraus.

Spannend war, wie neue Musik als Bindeglied und moderner Impuls zwischen den Stücken wirkte. Die Uraufführung eines 19-stimmigen „Crucifixus“ des jungen Freiburger Komponisten Sven Hinz war die Vertonung der Leidensgeschichte Jesu, die durch die Gleichzeitigkeit von Schmerz und Erlösung bestach. Musikalisch drückte sich das durch reine Dur-Akkorde aus, die überraschend vieltönig hervortraten. Zu hören, wie die Stimmen der Frauen die Gefühle von Schmerz und Widerstand wiedergaben, während die Männer
den Zustand der Hingabe in warmem, volltönigem D-Dur-Choral intonierten, glich einem meditativem Erlebnis.

Der Text der darauf folgenden Bachkantate „Christ lag in Todes Banden“ basiert auf dem gleichnamigen Osterlied von Martin Luther aus dem Jahr 1524. Seine sieben Strophen bildeten mit einer kurzen einleitenden Sinfonie die acht Sätze der Kantate. Betörend waren vor allem die Darbietungen der Solisten und besonders das Duett mit Lotte Kortenhaus und Hanna Roos.

Einer der Höhepunkte des Konzertabends war die außergewöhnliche Orchesterinterpretation zum „sehnsuchtsvollen Gebet Christi zu seinem Vater“ aus dem letzten Satz der Orchestersuite „L Ascension“ von Olivier Messiaen. Sie zeigte wie untrennbar Musik mit religiösen Erfahrungen verbunden ist. In immer wieder neu aufsteigenden Bögen steigerten die Streicher der Elztal Sinfonietta die Komposition bis zu einem unaufgelösten Akkord der maximalen Verklärung. Es war „Himmelfahrt“ erlebbar
gemacht

Wohl kein anderes Werk hätte diesen musikalischen Osterkreis festlicher beschließen können als Johann Sebastian Bachs alles überragende, mitreißende Pfingstbotschaft „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“. Wie auf wundersame Weise aufgehoben in Gottes Hand fühlte es sich für den Konzertbesucher im Hineinversenken in diese ergreifenden Darbietung an. Der Minuten lange Applaus für die sensiblen Interpretationen und die heraus ragende klangliche Qualität der Darbietungen war hoch verdient.