„Gipfel und Wellentäler“
„Missa Sacra“ mit dem Freiburger Kammerchor.
Es ist ein Sanctus, wie es ungewöhnlicher kaum sein könnte: nicht prunkvoll, sondern in sich gekehrt, mit eingefügtem „O salutaris hostia“ in den Benedictus-Teil und unerwarteter Amen-Fuge am Ende. Und der Freiburger Kammerchor macht dieses musikalische Kleinod aus Robert Schumanns selten aufgeführter Messe op. 147 auch zum Höhepunkt seines Konzerts in der Freiburg-Herdermer Kirche St. Urban: mit sehr sensiblem, gut intoniertem Mischklang, exzellenter Dynamik sowie sauberer Phrasierung und Staffelung in der Amen-Fuge.
Schumanns „Missa sacra“, die dem Konzert auch dem Namen gibt, ist indes gerade ob ihrer unerwarteten harmonischen Wendungen, ihres oft schwebenden Klanges keine leichte Aufgabe. Tatsächlich leidet die Aufführung nach dem noch recht sicher interpretierten Kyrie doch unter vielen kleinen, oft versteckten Unsicherheiten (Credo), die signalisieren, dass das nur gut 30-köpfige Ensemble trotz seiner überaus achtbaren Konstitution vermutlich noch mehr Probenzeit für dieses Werk jenseits des Repertoires gebraucht hätte. Auf dem Sopranklang liegen oft Schatten, wohingegen der Tenor zu sehr vorklingt. Doch auch die Solistin, die junge Mezzosopranistin Annina Merz, wirkt, gerade was die Reinheit der Intonation anlangt, trotz ihrer unverdorbenen Knabenstimme mitunter instabil.
Lukas Grimm, seit 2013 künstlerischer Leiter, ist mit dem Ensemble gleichwohl auf einem guten Weg. Wünschenswert wären indes noch klareres Absprechen bei den Schlusskonsonanten, die meist verschluckt werden. Mit den beiden Chorwerken des gerade 80 Jahre alt gewordenen, eigensinnigen Esten Arvo Pärt fremdelt man nicht, im Gegenteil: Die Vokalisen seiner Vertonung des Psalms 137 fließen in großer Natürlichkeit, und zumeist frei von Druck auf die Stimmen. Wie „An den Wassern zu Babel“ …
Last but not least: Lydia Schimmer sorgt mit Pärts nur scheinbar monotonem „Mein Weg hat Gipfel und Wellentäler“ für ein zusätzliches, konzentriertes Moment der Reflexion an der Orgel und lässt die oft wiederkehrenden rhythmischen und harmonischen Sequenzen keineswegs monoton erscheinen. Und mit Mendelssohns „Drei geistlichen Liedern“ setzen alle Interpreten einen versöhnenden Schlusspunkt.