Eingehüllt in Klang
Der Freiburger Kammerchor mit Mendelssohn und Leguay.
„Die Morgendämmerung: welch entscheidender Moment! Der neue Tag geht auf, der Horizont erblüht, die ganze Welt liegt vor uns!“ Mit diesen Worten beschreibt Jean-Pierre Leguay das Ende seines 1986 entstandenen Werks „Aube“ für Orgel und Kammerorchester. Ein erhabenes Bild, das die faszinierende Atmosphäre der Musik erahnen lässt. Beim Konzert des Freiburger Kammerchors in der Freiburger Kirche St. Urban erlebte das Werk jetzt unter der inspirierten Leitung von Lukas Grimm und in Anwesenheit des Komponisten seine deutsche Erstaufführung.
Eine weitere derartige Erstaufführung stand mit Leguays „Du fond de l’abîme“ für Frauenstimmen und Orgel auf dem Programm. Während bei diesem verhaltenen Fastengesang – dessen Titel übersetzt so viel wie „vom Grund des Abgrunds“ bedeutet – der Frauenchor mitunter nicht ausreichend fokussiert war, wirkte „Aube“ umso stärker auf das Publikum. Im Wechselspiel zwischen den Instrumentalisten des Freiburger Kammerorchesters und Andrew Dewar (Orgel) füllte sich der ganze Kirchenraum mit obertonreichen Klangfeldern. Das Publikum wurde regelrecht eingehüllt von dem Klang. Absolut hörenswert war, wie die Streicher ihr Pizzicato-Spiel in die Liegetöne der Orgel einwebten. Und nicht zuletzt auch die Souveränität, mit der Dewar seinen Part gestaltete, der an die Grenzen des auf der Orgel Machbaren reicht, war bemerkenswert.
Beim „Lobgesang“ von Henryk Górecki, der 2000 als Auftragswerk der Stadt Mainz entstanden ist, zeigte dann der Kammerchor seine hohe Stimmkultur. Kraftvoll erklangen die Lobesrufe, und ganz sachte wurde das letzte, nie enden wollende „Ewig“ ausgesungen, in das sich der Klang des Glockenspiels mischte. Den zweiten Teil des anspruchsvollen Programms bildete Felix Mendelssohn Bartholdys „Lobgesang“. Im Eingangssatz spielte das Kammerorchester passioniert auf. Das Solistentrio, das aus Franziska Gündert (Sopran), Catherina Witting (Sopran) und Robert Reichinek (Tenor) bestand, agierte auf durchgehend hohem Niveau. Ausgesprochen elegant gelang den beiden Sopranistinnen das Duett „Ich harrete des Herrn“. Der Chor schließlich überzeugte mit einem homogenen und transparentem Klang. Nur an ganz wenigen Stellen machte sich indes das Ungleichgewicht in der Besetzung zwischen Frauen- und Männerstimmen bemerkbar, mit dem so viele ambitionierte Laienchöre zu kämpfen haben. Ein besonderes Kompliment daher an die fünf gut hörbaren Tenöre!