Aufstieg in lichte Höhen
Haydns „Schöpfung“ bei den Musiktagen St. Peter.
Am Ende stand der ultimative Anfang: Mit Haydns „Schöpfung“ endeten die Musiktage St. Peter. Irgendwann schien das Licht der untergehenden Sonne auf das Blattgold und Marmor der bestens besuchten Klosterkirche, getreu dem „Es werde Licht“, das der hervorragend disponierte Freiburger Kammerchor in der Einleitung des zweistündigen Oratoriums angestimmt hatte. Vor diesem Einsatz herrschte noch das Chaos, wie es Haydn in seiner klassischen Musiksprache imaginiert: In dunstigem Moll sucht die Musik noch gleichsam sich selbst.
Das Barockorchester unter der kompetenten Leitung von Morten Schuldt-Jensen leuchtete hier jede Nische der Partitur minuziös aus. Die enorme Spannung entlud sich schließlich in jenem so einfachen wie wirkungsvollen Effekt, der immer wieder für eine Gänsehaut gut ist: die Aufhellung nach C-Dur, die hier, was auch für die anderen Höhepunkte an diesem kurzweiligen Spätnachmittag gilt, keineswegs breit ausgewälzt, sondern klar und knapp dargeboten wurde und so im Forte noch beinahe dezent wirkte.
Die Musik formuliert aus, was die Erzengel über Gottes Werk zu berichten haben. Die „heftigen Stürme“: entfesselt von den agilen Streichern; der „schreckliche Donner“: ein Paukengrimmen; dann Regentropfen, Schnee. Hier ein Löwengebrüll, dort ein Taubengurren im Holz. Das Gute am Zugriff des Kammerorchesters: Die naturgemäß punktuelle Tonmalerei war stets in einen größeren Zusammenhang eingebunden, wurde gestisch ausgestellt, wirkte aber nicht aufgesetzt. Markiges Horn, idyllische Flöten, burleskes Kontrafagott: Das aus historischen Instrumenten bestehende Orchester musizierte präzise und mit federnder Leichtigkeit.
Mit bezaubernder Höhenlage
Trocken-triumphal gerieten die Tutti mit Chor, die Begleitung der Gesangssolisten adäquat. Zu den duftigen Holzbläsern stieg Trine Wilsberg Lunds Sopran in der liedhaften Arie „Nun beut die Flur das frische Grün“ wie auf Fittichen empor, bezaubernd die Höhenlage, betörend die Koloraturen. Weiblich-anschmiegsam klang ihre Eva im Duett mit Martin Snells tatkräftigem Adam; sein dominanter, strenger Bass hatte hier diese gewisse Bedrohlichkeit abgestreift, die bei den Terzetten noch einen reizvollen Kontrast zu Andreas Wellers vertrauenserweckendem Tenor bewirkte, der seinerseits als Erzengel-Evangelist überzeugte.
Einziger Wermutstropfen: die Klangbalance. Die Diktion des mit Emphase gestaltenden Chor war mitunter wolkig, und nicht immer war ein Durchkommen für das ausgewogene Solistenensemble. Dem eloquenten Gotteslob tat dies freilich keinen Abbruch.